So war’s in der Höhle der Löwen (Teil 1)

Schnittmuster zur besten Zeit im Fernsehen, das gab es seit dem Aenne-Burda-Film nicht mehr. Aber jetzt: Wir haben uns mit der Schnittmuster-App Pattarina in die Höhle der Löwen gewagt. War das aufregend! Hier gibt es einen kleinen Blick hinter die Kulissen.

Unser Weg zur Höhle

Selber wären wir nicht auf die Idee gekommen, dass wir in die Höhle der Löwen reinpassen könnten. Technologien, die man nicht direkt als Produkt verkaufen kann, sind dort nicht so häufig – wir hatten deshalb die „Löwen“ überhaupt nicht auf dem Schirm.

Ende Januar kam ein Anruf von der Produktionsfirma – ob wir nicht Lust hätten, uns für die Teilnahme bei der Höhle der Löwen zu bewerben?

Das war überraschend! Schließlich waren wir damals gerade erst in unseren ersten iOS-Livetest gestartet, Pattarina war ein Prototyp, und wir hatten schon auf mehreren Pitch-Veranstaltungen festgestellt, dass viele Menschen (aka Männer) rein gar nichts mit dem Thema Nähen anfangen können. So sollten wir in die Höhle der Löwen?

Ohne große Hoffnungen, eher aus Spaß, haben wir ein Bewerbungsvideo gedreht. Und den Spaß hat man uns wohl angemerkt, denn wir bekamen eine Zusage und auch gleich einen Drehtermin!

Vorbereiten auf DEN Tag

Gepitcht hatten wir schon oft und konnten Pattarina im Schlaf vorstellen – egal ob in 30 Sekunden, 3 Minuten oder was auch immer. Fürs Fernsehen muss es aber wirklich ganz präzise sein, damit beim Dreh auch alles passt und keiner „äh äh äh“ sagt. Deswegen haben wir ein richtiges kleines Drehbuch für unseren Auftritt geschrieben. Und geprobt!

Auch die Dekorationen beschäftigten uns, denn das meiste bringen die Gründer mit. Mit der Dekoverantwortlichen haben wir in der Woche vor unserem Termin täglich telefoniert.

Set Pattarina bei HdL
Setdekoration

Hier steht tatsächlich meine Nähmaschine, mein Nähzeug, und ein paar der Stoffballen sind auch von mir. Die alte Nähmaschine ist aber nur geliehen.

Den Höhlentrip konnten wir mit einer Fahrt zur Messe verbinden, mit einem unvorstellbar vollen Auto! (Und mussten dann bei der Messe, der h+h, immer schön ruhig bleiben und nicht zu sehr grinsen wenn jemand fragte „Und, wann geht ihr damit in die Höhle der Löwen?“)

Angekommen – auf dem Weg in die Höhle

Deko first! Die Setdekoration wird mit sehr viel Liebe zum Detail gemacht.

Nur ein Beispiel: Das Schnittmuster, das wir gezeigt haben (das geklebte PDF) hatten wir mitgebracht, und zwar so geklebt, wie man das als Hobbyschneiderin eben tut, mit Klebeband obendrauf. Das würde allerdings vor der Kamera zu stark reflektieren. Also hat jemand dort das gesamte Schnittmuster nochmal ausgedruckt, Kanten abgeschnitten und alles von hinten zusammengeklebt, damit nichts spiegelt!

Pattarina in der Höhle der Löwen. Nora Baum und Markus Uhlig pitchen vor den Löwen die App für Schnittmuster
Nora und Markus in der Höhle der Löwen

Was uns in den Vorbereitungsgesprächen überrascht hat: Das Gespräch mit den Löwen ist weder gescriptet, noch wird dort irgendetwas wiederholt gedreht. Und es dauert so lang, wie es eben dauert. Ich hatte gedacht, dass nach dem Pitch vielleicht 15 bis 20 Minuten diskutiert wird, und dann zack, der Nächste, bitte. Aber nein: Man redet so lang wie es eben dauert und für alle Seiten interessant ist. Auch wenn man ein Angebot bekommen sollte, kann man sich hinten in Ruhe beraten (der Punkt wird später noch wichtig :-)).

Licht und Kamera

Um die Beleuchtung einzustellen durften wir dann das erste Mal ins Studio! Alles war schon für unseren Pitch aufgebaut. Die Löwensessel waren leer. Selbst beim Aufschreiben, ein halbes Jahr später, spüre ich an dieser Stelle noch ein flaues Gefühl im Magen. Bald wurde es ernst!

Spontan dachte ich, die Seidentunika auf der Puppe sähe in kurz besser aus. Ich schneid die unten einfach ab! Uuuuuh, ganz schlechte Idee. Denn die einzige Schere dort war eher Deko. Sie schnitt gar nicht gut, erst recht nicht so eine Flutscheseide, die auch noch auf einer Puppe hängt. Das Ergebnis:

Das Pattarina-Set in der Höhle der Löwen
Die Zackenbluse

Aber wenn man einmal angefangen hat zu schneiden gibt es – ihr kennt das – kein Zurück. Also hing eine Zackenbluse in unserem Set.

„Liebe Löwen“

Wir wurden hinter die Bühne gerufen, abgepudert, und dann öffnete sich die Tür.

Ab dann war alles wie im Film. Da sitzen die Leute aus dem Fernsehen, in der Fernsehkulisse – und man selbst steht mitten drin! Wir waren so aufgeregt! Der Pitch lief gut: Keiner hat sich verhaspelt oder versprochen, und als wir am Ende fragten, wer es mal probieren möchte, sprangen Dagmar und Frank gleich auf, später kam auch Carsten dazu.

Das Ausprobieren klappte so mittel bis gut. Und als Dagmar kommentierte, dass Carsten da ja auch „drübergestrichen“ hat, mussten wir uns das Lächeln echt verkneifen.

Es folgte eine wirklich gute Diskussion. In der Sendung war das etwas zusammengeschnitten, denn insgesamt waren wir fast 1.5 h im Studio. Es ging um den Unterschied zwischen Augmented und Virtual Reality, um unsere Technologie, um die Vermarktungsfrage, um uns als Gründer. Freundlich, respektvoll und auf Augenhöhe.

Die Angebote

Zwei Angebote! Definitiv mehr als wir erwartet hatten! Carsten wollte 20%, Frank 25%. Wir waren erstmal sehr glücklich dass wir es so weit geschafft hatten, gingen nach hinten – und waren vollkommen ratlos.

Damit hatten wir nicht gerechnet und waren nicht vorbereitet. Wir wussten nicht weiter – sollten wir eines der Angebote annehmen? 20% oder 25% anstatt der angebotenen 12,5%? Frank oder Carsten?

Die lustigste Stelle in der Sendung war, als Markus und ich hinten stehen (mit Untertiteln!), in etwa so:

Nora: „Was machen wir denn jetzt?“

Markus: … Kunstpause … „Na weiß ich doch auch nicht.“

Klar war: Frank ist unser Favorit. Er bringt einen technologischen Hintergrund und gute Kontakte zu Startups mit ähnlicher Zielgruppe mit. Aber 25%? Wir berieten nicht nur so lang, wie in der Sendung zu sehen war, sondern haben sogar noch telefoniert, was gar nicht gezeigt wurde. Aber siehe oben, wir waren der Meinung, Zeit zu haben.

Zurück in der Höhle ging alles ganz schnell, es hatten ja auch alle schon lang gewartet. Nach dem Missverständnis über FETT hatten wir einen Deal mit Frank, fielen uns in die Arme und hatten es geschafft!

Wie es danach weiterging erzählen wir hier bald!

Alle Fotos: TVNow / Bernd-Michael Maurer

Anker und Fadenlauf

Was ist eigentlich dieser Anker? Und berücksichtigt Pattarina den Fadenlauf? Wie geht das?

Der Anker ist ein kleines Blatt Papier – die letzte Seite, die man drucken muss, denn er funktioniert mit allen Schnittmustern und allen Schnittteilen. Auf diesem Blatt Papier ist ein vordefiniertes Bild drauf, das asymmetrisch und sehr kontrastreich ist. Es hilft der App, sich zu orientieren.

Der Pattarina-Anker
Der Pattarina-Anker

Sobald dieses Bild auf dem Stoff liegt und vom Handy erkannt wird, erscheint das Schnittteil. Es hängt exakt an diesem Bild dran, ist quasi daran geankert (so sind wir auch auf den Namen gekommen). 

Mit Hilfe des Ankers kann man dann das Schnittteil ausrichten, denn der kleine Pfeil in der Mitte des Ankers liegt genau parallel zum Fadenlauf des Schnittteils. Also schaut man, dass der Pfeil im Anker schön parallel zur Webkante oder zum Stoffbruch liegt.

Da der kleine Pfeil im Anker parallel zu den Außenkanten des Ankers ist, kann man sich auch daran gut orientieren.

In Technologiesprech heißt so ein Anker übrigens Marker. Das wollten wir hier lieber vermeiden, da dieses Wort im Nähbereich schon von den Trickmarkern besetzt ist, und auch leicht mit Markierungen wie Knipsen verwechselt werden könnte.

Mit Hilfe des Ankers lassen sich Teile auch gut im schrägen Fadenlauf ausrichten:

Pattarina-Anker im schrägen Fadenlauf
Pattarina-Anker im schrägen Fadenlauf

Herzliche Grüße und einen schönen Sonntagnachmittag

Nora